Kurfürst Ottheinrich Ottheinrich wurde am 10. April 1502 als Sohn des Pfalzgrafen Ruprecht und seiner Gemahlin Elisabeth von Bayern-Landshut in Amberg in der Oberpfalz geboren. Als die Kurpfalz 1504 ihre Erbansprüche auf Bayern-Landshut geltend machte, brach der Landshuter Erbfolgekrieg aus, da die Hauptlinie der Herzöge von Bayern in München diesen Erbanspruch der Pfalz ablehnte. Mit der Niederlage der Pfalz ging der Anspruch verloren, Pfalzgraf Ruprecht starb, bald darauf seine Gemahlin. Als Ausgleich der Erbansprüche der beiden Söhne Ottheinrich und Philipp - Enkel des Herzogs Georg des Reichen von Bayern-Landshut - wurde im „Kölner Spruch" von 1505 die „Junge Pfalz", das Fürstentum Neuburg geschaffen und den beiden Söhnen übertragen. Ihr Vormund war bis zu ihrer Volljährigkeit der jüngere Bruder ihres Vaters, Pfalzgraf Friedrich, während die Pfalz noch vier Jahre lang von ihrem Großvater Philipp dem Aufrichtigen regiert wurde. Ottheinrich & Dr. Herkules Rettinger Einige Unterlagen aus dem BHA Geheimes Staatsarchiv ; 79/11 Erbfolgestreit mit Würtemberg; In Verbindung mit Kaiser Karl V. dokumentiert Ottheinrichs Instruktionen für Dr. Hercules Rettinger 1.II. 1551 ARG 8, 1910/11W. FRIEDENSBURG, Ottheinrich von der Pfalz Die Familie Ottheinrichs Die Ehefrau Susanna von Bayern, geboren am 2. April 1502, war die Tochter des Herzogs Albrecht IV. und der Kaisertochter Kunigunde von Österreich. Bereits 1504 wird sie von ihrem Vater dem an die 20 Jahre älteren brandenburgischen Kurprinzen Kasimir, dem Sohn des Markgrafen Friedrich, zur Frau versprochen. Am 24. August 1518 findet die Hochzeit während des Reichstags von Augsburg statt. Der gleichfalls 16jährige Pfalzgraf Ottheinrich, der im Gefolge Kaiser Maximilians die Braut an der Lechbrücke vor den Toren der Stadt in Empfang nimmt, begegnet hier zum ersten Mal seiner Frau und soll sich bereits damals in sie verliebt haben. Ottheinrich von der Pfalz (1502-1559) gehörte zu den wichtigsten Kunstsammlern und Bibliophilen seiner Zeit. Seit er am 2. Juni 1522, zusammen mit seinem jüngeren Bruder Philipp (1503-1548), im Rittersaal der Burg Lengfeld für volljährig erklärt worden war, herrschten die beiden zunächst über das kleine pfälzische Territorium Neuburg. Dieses war erst 1505 durch den sogenannten "Kölner Spruch" für die Söhne Rupprechts von der Pfalz gegründet worden. Die beiden jungen Herzöge begannen damit, eine moderne Verwaltung aufzubauen. Zumal Ottheinrich entfaltete schon bald eine rege Tätigkeit als Bauherr, Sammler und Mäzen. Glanzvolle Auftritte bei Festen und adligen Freundschaftsbesuchen gehörten ebenso zu seinen Vorlieben wie kunstvolle Harnische für Roß und Reiter. Mit Federigo Gonzaga II. von Mantua und Ercole d'Este II. von Ferrara tauschte er wertvolle Geschenke aus. Waren in Italien die kostspieligen Rüstungen der Augsburger und Nürnberger Kunstschmiede gefragt, so interessierte sich Ottheinrich vor allem für italienische Gemälde, Antiken und Medaillen. Er konnte so unter anderem ein Gemälde Tizians erwerben. Leider waren jedoch die Mittel des kleinen Fürstentums derartigen Ausgaben auf Dauer kaum gewachsen, zumal auch noch die Außenstände Philipps zu begleichen waren, dessen Landesteil Ottheinrich am 4. April 1541 übernahm. Daher mußte Ottheinrich für einige Jahre das Land verlassen. Nur unter dieser Bedingung waren die Stände bereit, seine Schulden zu decken. So siedelte er 1544 um in die Kurpfalz. Ein wichtiger Schritt in dieser ersten Zeit als Landesfürst war 1542 die Einführung der Reformation in Pfalz-Neuburg. Ottheinrich 1535 von Barthel Beham, Nürnberg (1502 - 1540) Heute noch zeugt das über der Donau prachtvoll gelegene Neuburger Schloß vom Gestaltungswillen des jungen Renaissancefürsten. Seine Kunstsammlungen jedoch sind zerstreut, denn das Inventar war versteigert worden. Der Rest fiel wenig später dem Schmalkaldischen Krieg zum Opfer. Nur umfangreiche Recherchen in Archiven, Bibliotheken und Museen ermöglichen es heute, ihren einstigen Glanz zu erahnen und das Gewesene zu rekonstruieren. Die Bücher konnte Ottheinrich zum großen Teil retten. Allerdings gelang es ihm, auch weitere Stücke aus der Neuburger Zeit zurückzukaufen, etwa die prachtvollen Kleider und einige Wandteppiche. Vor allem dem Ausbau seiner Bibliothek widmete er die langen Jahre des Exils. Die Mittel waren rar, doch nutzte er die Gunst der Stunde. Die Aufhebung der alten, mittlerweile im Niedergang begriffenen, Klöster ermöglichte den Zugriff auf kostbare mittelalterliche Handschriften. In die Reichsabtei Lorsch im Rheingau fiel Ottheinrich, der Zimmerischen Chronik zufolge, ein wie ein zweiter Nebukadnezar und entführte die Bibliothek mit Stumpf und Stiel - Jahre vor seiner Kurfürstenzeit. Das einzigartige Büchererbe des im 8. Jahrhundert gegründeten Klosters kam so zusammen mit anderen Zimelien nach Heidelberg. Oft war es weniger Raub als Rettung, denn was zurückblieb, drohte unterzugehen. Pfalz-Neuburg sollte Ottheinrich 1552 zurückbekommen. Wenige Jahre später, 1556, trat er schließlich die Nachfolge seines Onkels, Friedrichs II., als Pfalzgraf bei Rhein und Kurfürst des Reiches in Heidelberg an. Ottheinrich war bereit, denn der Erbfall war abzusehen gewesen. So konnte er die wenigen Jahre, die ihm bleiben sollten, für eine Reihe zukunftsweisender Maßnahmen nutzen. Die offizielle Einführung der Reformation in der Pfalz erwies sich als historische Weichenstellung. Die Erneuerung der Universität unter der Mitwirkung Philipp Melanchthons - eines der bedeutendsten Gelehrten seiner Zeit - bereitete den Weg für einen neuen Aufschwung der Hochschule in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Der Ausbau der Bibliotheca Palatina aber schuf eine einzigartige Sammlung von Texten und bibliophilen Kostbarkeiten, die bis heute ihre Faszination bewahrt. In den Beständen der Heidelberger Universitätsbibliothek (deutsche Handschriften) und der Vatikanischen Bibliothek (lateinische und griechische Handschriften sowie Drucke) blieb sie bis heute praktisch vollständig erhalten. Darüber hinaus gibt es einige verstreute Stücke in München, Neuburg, Köln, Mainz, Darmstadt und in weiteren europäischen Städten, zumeist Drucke. Ottheinrichs Fürsorge erstreckte sich auch auf die Zukunft. Sein Testament enthält eine Bestimmung zur Pflege und Erweiterung der Bibliothek: 50 Gulden, etwa das halbe Jahresgehalt eines Heidelberger Professors, sollte jährlich für Bücherkäufe bei der Frankfurter Messe aufgewendet werden. Mit seinen charakteristischen Merkmalen ist es vor allem der ‘Ottheinricheinband‘ der den Büchern aus seiner Bibliothek ihr Gepräge gibt. Entsprechend der Anweisung an seinen Buchbinder Jörg Bernhard von 1550 erhielten die Bände Holzdeckel und wurden mit rotem, braunem oder schwarzem Kalbsleder überzogen. Sie sollten vorne, in Gold, sein Bildnis tragen und hinten sein Wappen, jeweils eingerahmt von figürlichen Zierleisten. Dazu kam die Jahreszahl, und meist noch eine Buchstabenfolge aus den Initialen und der Devise: OHP – MDZ (Otto Heinrich Pfalzgraf – Mit der Zeit). Die Grundlage hierfür bildete die Einbandgestaltung in Augsburg und Südwestdeutschland. Dazu trat jedoch in den 40er Jahren mit Macht das Vorbild der Wittenberger Einbandgestaltung im Zeitalter der sich ausbreitenden Reformation. Es ist kein Zufall, daß Ottheinrich gerade in den Jahren, in denen er sich persönlich auf die Seite der Reformation Luthers stellte, auch zu seinem neuen Einbandstil fand. Der hoch entwickelte, persönliche Geschmack des Fürsten führte dazu, daß sich Vorbilder und eigene Gestaltung zu einem harmonischen Ganzen verbanden. Für die mit umfangreichem Golddekor geschmückten Prachteinbände der 50er Jahre dürfte sich Ottheinrich dann auch am "welschen Stil" orientiert haben, also an italienischen und französischen Einbänden seiner Zeit. Den unverwechselbaren Ottheinricheinbänden ist es zu verdanken, daß wir heute auch die zahlreichen verstreuten Bände seiner Bibliothek identifizieren können. So wäre es durchaus möglich eine "virtuelle Bibliothek" des Fürsten zu rekonstruieren und damit der Forschung zurückzugewinnen. Der Renaissancefürst von Bildung und Geschmack widmete sich auch der Musik, förderte Gelehrte, mit denen er auch korrespondierte, und hat selbst kleinere Schriften hinterlassen, so einen Reisebericht aus dem Heiligen Land und eine Lebensbeschreibung seines 1548 in Heidelberg verstorbenen Bruders Philipp. In seinen Gärten und Menagerien in Neuburg, Heidelberg und möglicherweise auch in seinem zeitweiligen Exil Weinheim konnte man exotische Pflanzen und Tiere bewundern, die er teils über die Handelsniederlassungen der Fugger, teils über seine Verbindungen zu italienischen Fürsten bezog. Hier konnte man außer dem Löwen – Wappentier der Pfalz und allzeit beliebtes Symbol für Mut und Stärke – auch afrikanische Straußen und selbst amerikanische Truthähne bestaunen. Daß auch er, wie viele andere Fürsten seiner Zeit, Alchemie betrieb und sich für die Astrologie interessierte kann kaum verwundern. Die Beziehungen Ottheinrichs zu dem bedeutenden Astronomen Cyprianus Leovitius sind bis heute leider nur unzureichend untersucht. Zunehmend behindert von seiner unförmigen Leibesfülle, starb Ottheinrich mit 57 Jahren, nach nur dreijähriger Regierungszeit als Heidelberger Kurfürst. Da er keinen Erben hinterließ, endete mit seinem Tod die ältere Linie der pfälzischen Wittelsbacher. Ein Unglück, das er selbst als Strafe für ein Vergehen seines Vorfahren, Ludwigs III. von der Pfalz, auffaßte. Als Protektor des Konstanzer Konzils (1414-1418) hatte dieser auch die Verbrennung des Jan Hus und seines Anhängers Hieronymus von Prag geleitet. Als Protestant aber sah auch Ottheinrich in Hus einen Vorläufer der Reformation. Die Kunstsammlungen des Fürsten wurden über ganz Europa verstreut. Dennoch blieb er bis heute im Bewußtsein. Der einstmals ‘größte Schatz des gelehrten Deutschland‘, die Bibliotheca Palatina und nicht zuletzt der ‘Ottheinrichsbau’ des Heidelberger Schlosses, eines der bedeutendsten Bauwerke der Renaissance in Deutschland, sind mit seiner Person untrennbar verbunden. Sein 500. Geburtstag im Jahr 2002 und das 450jährige Jubiläum seines Regierungsantrittes in der Pfalz und des Baubeginns des Heidelberger Ottheinrichbaus im Jahr 2006 wird Gelegenheit bieten, sich in Neuburg und Heidelberg auf der Grundlage neuer Erkenntnisse vertieft mit seiner Rolle als Fürst, Sammler und Mäzen zu beschäftigen. Quellen, Autoren und Literaturen: Wolfgang Metzger OTTHEINRICH von der Pfalz, Pfalzgraf im Fürstentum Pfalz-Neuburg, der »Jungen Pfalz« (1522-1544), Kurfürst von der Pfalz (1556-1559), * 2.4. 1502 in Amberg als erstes Kind aus der Ehe des Pfalzgrafen Ruprecht bei Rhein mit Elisabeth, der Erbtochter Herzog Georg d. Reichen von Bayern-Landshut, † 10.2. 1559 in der Residenzstadt Heidelberg im Alter von 56 Jahren. - O.v.d.P. war seit seiner frühesten Jugend mit jener territorialen Neugliederung der wittelbachischen Teilherzogtümer in Süddeutschland dynastisch verbunden, die durch den »Kölner Spruch« König Maximilians am 30.7. 1505 vollendet wurde. Während des Landshuter Erbfolgskrieg waren O.s Eltern 1504 kurz hintereinander verstorben, so daß die Pfälzer Anspüche aus dem Landshuter Erbe personell verändert vertreten werden mußten. König Maximilian ernannte in dieser Situation Herzog und Pfalzgraf Friedrich als Vormund für seinen minderjährigen Neffen O.v.d.P. und dessen Bruder Philipp. Für den Vormund Pfalzgraf Friedrich wurde nun aus der wittelbachischen Ländermasse die »Junge Pfalz« mit der Residenz in Neuburg a.D. herausgeschnitten, deren Güter sich in näherer Umgebung der Residenzstadt um die Landstädtchen Höchstädt, Gundelfingen, Monheim und Lauingen gruppierten, die aber, territorial unzusammenhängend, nördlich von Regensburg zwischen Oberpfalz, Herzogtum Bayern und Hochstift Regensburg u.a. mit den Ämtern Burglengenfeld, Hemau, Laaber und Kallmünz und um die Städte Sulzbach und Weiden weitere Besitzungen hatte. O. übernahm dort 1522 zusammen mit seinem Bruder die Regierung. Seine regierungslose »Jugendzeit« war somit kurz bemessen, dennoch hat sich aus diesem Lebensabschnitt eine wichtige biographische Quelle erhalten. Nach seiner Belehnung mit Neuburg trat er am 15.4. 1521 eine Pilgerfahrt nach Jerusalem an, von der er am 1.12. 1521 zurückkehrte und über die er ein ausführliches Tagebuch anfertigte, das allerdings nur ohne die urprünglich zahlreichen Beilagen überliefert ist. Die Gewohnheit, Tagebuchaufzeichnungen zu führen, behielt der Pfalzgraf bei, so daß uns auch aus seinen Regierungsjahren - mit Unterbrechungen - bis 1534 autobiographische Zeugnisse erhalten blieben, die als Fürstentagebücher ein farbiges Zeitbild widerspiegeln und dem Leser einen viel unmittelbareren (unzensierten) Zugang zum höfischen Leben in der Renaissancezeit vermitteln als dies in Hofordnungen oder in der offiziellen Hofhistoriographie möglich wäre. - Als Regent in Neuburg trat er vor allem als Bauherr, bildungs- und kunstorientierter Mäzen und schließlich als entschiedener Förderer der neuen Glaubenslehre (1542 Einführung der Reformation in Pfalz-Neuburg) in Erscheinung, während sein politisches und vor allem sein etatistisches Agieren durchaus noch entwicklungsfähig blieben. So erlebte nach einer neuerlichen Teilung des kleinen Fürstentums zuerst 1541 sein Bruder Philipp den Staatsbankrott, während O. 1544 mit seiner Finanzpolitik am Ende war. In dieser schwierigen Situation blieb die »Landschaft« (Landstände) der neuburgischen Staatsraison verpflichtet als die Ständevertretung aus acht Prälaten, 126 weltlichen Grundherren und vierzehn Stadt- bzw. siebzehn Marktdeputierten O. in der Regierung ablösten. Ihm verblieb die Reichsvertretung und eine Apanage über 5000 Gulden, bis er schließlich im Gefolge des Schmalkaldischen Kriegs vorübergehend gänzlich landlos wurde. - Einer der Gründe für die finanzielle Überlastung des 1505 geschaffenen Fürstentum lag in der landesfürstlichen Bautätigkeit, die im sog. Ottheinrichsbau mit zugehöriger Schloßkapelle die Renaissancearchitektur an der Donau ihrem Höhepunkt zuführte. Außen- und Innengestaltung der Neuburger Residenz sind um so wertvoller als der ebenfalls von O. geschaffene Heidelbergerbau 1689 im Pfälzer Krieg zerstört wurde. Unter den wertvollen Tapisserien und Gobelins der Residenz finden sich u.a. auch Portraits der Herzöge Ottheinrich und Philipp und der Herzogin Susanna, die O.v.d.P. 1529 als Witwe des im Türkenkrieg gefallenen Ansbacher Markgrafen Kasimir geehelicht hatte. Daneben kultivierte O. eine bereits auf seiner Pilgerreise 1521 erkennbare Sammlungsleidenschaft an Bildern, Harnischen, Geschützen, Juwelen, Kuriositäten und anderen lebendigen und toten Objekten, die der Neuburger Landesfürst in einem Fürstenschreiben an Herzog Albrecht v. Preußen so darstellt: »Dieweil wir dann zu seltsamen dingen je eine sonderliche lust, begierde und neigung tragen« sollte ihm Albrecht außer den zuvor angebotenen Jagdtrophäen zusätzlich »einen auerochsen, eine kuh, ein wildes roß, eine stute, ein paar lebendige elche und falken [...] samt einem dänischen roß, weißem augstein [Bernstein] und elendfüßen [Elchklauen]« besorgen und nach Neuburg liefern. - Reichspolitisch wichtiger war allerdings der Übertritt O.s zur lutherischen Glaubenslehre, der am 22.6. 1542 erfolgte. Mit ihm wechselte nach dem Grundsatz »cuius regio, illius religio« das Fürstentum die Konfession, und 1543 erließ der Pfalzgraf eine eigene Kirchenordnung. Die Neuburger Kirchenordnung lehnte sich inhaltlich an Ansbachische Vorbilder an. Ihr Verfasser war der Nürnberger Prediger Osiander, der jetzt nach Neuburg berufen wurde. Pläne zur Einführung der Reformation in Pfalz-Neuburg bestanden wohl schon vor 1542, da sich O. z.B. in einem Vertrag mit der Stadt Lauingen 1539 ausdrücklich den Vorbehalt der Konfessionsänderung garantieren ließ. Auch hatte es bereits während des Bauernkriegs 1525 in den schwäbischen Ämtern Pfalz-Neuburgs Sympathiekundgebungen für die Reformation gegeben, denen O. damals nur halbherzig antireformatorische Landesmandate entgegengesetzt hatte. O. verteidigte die neue Lehre standhaft, obwohl ihm die altgläubigen Vettern (Herzog Wilhelm v. Bayern) im Falle einer Konversion Geld boten und obwohl er nach der Niederlage der protestantischen Reichsstände in der Schlacht bei Mühlberg auf dem »Geharnischten Reichstag« zu Augsburg 1547/48 bei einer Rückkehr zum Katholizismus sein Herzogtum wieder erhalten hätte. Stattdessen war in Neuburg unter dem Drucker Hans Kilian eine herzogliche Offizin eingerichtet worden, in dem neben den reichsstädtisch-augsburgischen Druckereien wichtige reformatorische Schriften vervielfältigt wurden. Außerdem begann O., der nach dem Schmalkaldischen Krieg zunächst bis 1546/47 in Heidelberg weilte, und anschließend im Exil zu Weinheim die Jahre bis 1552 isoliert, aber nicht ohne Tatkraft in Wartestellung zubrachte, in der Kurpfalz eine rege reformatorische Aktivität zu entfalten. Das Verhältnis zum Pfälzer Kurfürsten Friedrich II. blieb deshalb bis zu dessen Tod 1556 sehr belastet, wie er überhaupt in jenen für ihn schwierigen Jahren in der Verwandtschaft nur zu Herzog Wolfgang v. Zweibrücken ein freundschaftliches Verhältnis pflegte. O. hatte ihm gegen große Darlehensbeträge die Erbrechte auf Neuburg und Sulzbach verpfändet. Mit dem Tod Friedrichs II. v.d. Pfalz allerdings rückte O. in der Pfälzer Kurwürde nach und konnte dort einschließlich der Pfälzer Territorien in der Oberpfalz (»Steinerne Pfalz«) mit einer neuen Kirchenordnung die Reformation einführen. Vorbild war die Neuburger Ordnung von 1554, doch ihr Verfasser hieß nicht mehr Osiander. Sie wurde von dem als gemäßigt geltenden Anhänger der Lehre Melanchthons und früherem Speyrer Domherrn Michael Diller entworfen. 1556 ließ O. in der Kurpfalz die erste evangelische Kirchenvisitation durchführen und refomierte 1558 mit der Hilfe Melanchthons die Heidelberger Universität. Dort vereinigten sich jetzt Sammlungsleidenschaft und reformatorischer Bildungstrieb beim Ausbau der weltberühmten kurfürstlichen Bibliothek, der Palatina, der er 1557 noch die umfangreiche Klosterbibliothek der säkularisierten Abtei zu Lorsch einverleiben konnte. Seine Bemühungen um einen Ausgleich im Zeitalter der konfessionellen Gegensätze zwischen Katholiken, Lutheranern und Reformierten blieben ohne Erfolg. Doch hatte er an seinem Lebensabend seine konfrontierende kompromißlose Konfessionshaltung, wie sie sich in seiner Neuburger Zeit beispielsweise gegenüber dem Augsburger Fürstbischof und Kardinal Otto Truchseß v. Waldburg geäußert hatte, aufgegeben. Quellen & Werke: Tagebücher zu seiner Pilgerreise nach Jerusalem und über seine Neuburger Regentenzeit (bis 1534). Textanmerkungen: Bis zur Volljährigkeit der Brüder war Pfalzgraf Friedrich, der jüngere Bruder ihres Vaters, ihr Vormund. Ottheinrich reiste viel, nahm an einigen Kriegszügen, wie der Sickingen-Fehde 1523 und dem Bauernkrieg 1525 teil. Die kommenden Jahre verbrachte Ottheinrich in Heidelberg bei seinem kinderlosen Onkel, Kurfürst Friedrich II., dessen Nachfolger er werden sollte. Ottheinrich widmete sich auch der Musik, förderte Gelehrte und umgab sich an seinen jeweiligen Wohnsitzen mit exotischen Tieren und Pflanzen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||