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Unsortiertes.................

Reginbodo (II.), Graf von Malsch und die erste urkundliche Erwähnung von Sulzbach. Ohne Zweifel hat Sulzbach eine lange Vergangenheit mit wechselvollen Schicksalen als Siedlungsplatz und Bauerndorf.

Seine begünstigte Lage, hoch über dem sumpfigen Bruchgelände, war schon in der Römerzeit, vielleicht auch schon früher von den Kelten erkannt worden und ist durch Funde aus den ersten Jahrhunderten n. Chr. belegt. Auch die sehr frühe, heute in Vergessenheit geratene Bezeichnung „die alte Burg" für das Gelände bei den Wickenwiesen könnte als Hinweis auf eine frühere Besiedlung gedeutet werden. Ebenso läßt der alte „Hörweg" (Heerweg), heute fälschlicherweise als Heuweg umgedeutet, auf römischen Wegebau schließen.

Da bislang keine systematischen Grabungen durchgeführt wurden, kann allerdings auch keine sichere Aussage darüber getroffen werden, ob sich hier (vermutlich im Gelände der „Hellenreben") einer der zahlreichen römischen Gutshöfe des Dekumatenlandes oder möglicherweise auch ein kleineres Kastell befunden haben.

Unweit der alten Römerstraße von Baden-Baden nach Ettlingen sind mehrere römischer Höfe in dichter Nachbarschaft nachzuweisen.

Nach dem Alemannensturm und später in der Frankenzeit mag der Platz ebenfalls besiedelt gewesen sein obwohl die Germanen es in der Regel vermieden haben die alten Wohnplätze der Römer zu übernehmen sondern sich eher in der Nähe derselben ihre Holzhäuser errichteten.

Nach ihrem Sieg über die Alemannen und der Übernahme des Gebietes durch die Franken wurde ein straffes Verwaltungssystem eingerichtet und das eroberte Land in Gaue und später in überschaubare Grafschaften eingeteilt.

Zwischen der Pfinz und der Oos erstreckte sich der Ufgau (oberer Gau nach Süden) mit dem Grafschaftsvorort Forcheim, von dem aus ein vom König eingesetzter Gaugraf sein Amt ausübte.

Gegen Ende des 11. Jhdts. deutete sich im Reich, verursacht durch das Zusammentreffen verschiedener Gründe, ein gesellschaftlicher Wandel an.

Die Bevölkerungszahl war stark gestiegen. Ausgehend vom regionalen und lokalen Adel begann eine neue Phase der Kolonisierung unserer Heimat. Das Altsiedelland genügte nicht mehr die Menschen ausreichend zu ernähren; man begann in sogenannten „Waldgängen" auf die Hochflächen vorzustoßen was mit einer Welle von Rodungen und der Gründung neuer Siedlungen einherging.

Möglicherweise ausgelöst oder doch zumindest begünstigt war diese Entwicklung durch eine spürbare Erwärmung des Klimas in Mitteleuropa zwischen 1100 und 1350 geworden („Kleines Optimum") die ein Vordringen in höhere Lagen notwendig und möglich machte aber schon zu Beginn des 15. Jhdts. durch Kälteeinbrüche und sehr strenge Winter ihr Ende fand und einen Prozeß der Wüstungen einleitete.

Wer aber waren die treibenden Kräfte bei der Erschließung des neuen Siedlungslandes ?

Es waren gleich mehrere mächtige und einflußreiche Hochadelsgeschlechter in unserer Heimat tätig welche zwischen der Oos und der Pfinz die Kolonisierung der bisher unbesiedelten Wälder vorantrieben.

So waren da die einflußreichen Hohenberger, Gründer von Kloster Gottesaue, die eine ihrer Burgen auf dem Turmberg bei Durlach errichtet hatten oder die aus der Ortenau (damals noch Mortenau genannt) kommenden Ebersteiner, welche sich im vorderen und mittleren Murgtal emsig betätigten und von dort aus auf die Albhochfläche strebten.

Im Ufgau allerdings dominiert eine Adelssippe mit dem Leitnamen Reginbodo, welche seit Mitte des 11. Jhdts. mit kurzer Unterbrechung das Amt des Grafen im Ufgau innehat.Einer aus dieser Familie, Reginbodo (II.), der wohl Letzte seines Geschlechts aber für die Geschehnisse in unserer Heimat sicherlich Bedeutendste, hatte um das Jahr 1105 den Grafschaftssitz von Forchheim nach Malsch verlegt und oberhalb des Dorfes, nahe der alten Ausbausiedlung Waldprechtsweier, auf einem kleinen Bergkegel die Burg Waldenfels errichten lassen.

Eine ganze Reihe Dörfer dürften den Anstoß zu ihrer Gründung eben diesem Grafen von Malsch zu verdanken haben. Völkersbach und Freiolsheim, die innerhalb der Mark Malsch lagen und dort ihre besonderen Rechte genossen, ebenso wie Burbach, Schöllbronn und Spessart mögen dazu gehört haben, mit Sicherheit war Stupferich eine Gründung Reginbodos (II.) dessen Kirche bis heute den gleichen Schutzpatron wie Malsch, nämlich St. Cyriak hat. Auch im Kraichgau dürfte er begütert gewesen sein.

In jener Zeit, der Salier Heinrich V. regierte das Reich, war der sogenannte Investiturstreit zwischen Kaiser und Papst noch immer nicht entschieden. Der Adel im Reich war gespalten, nutzte aber den Streit, um seine Befugnisse und territorialen Eroberungen auszudehnen und zu festigen.

Es gibt überzeugende Anhaltspunkte, daß die Sippe der Reginbodos auf der Seite von Rom gestanden hat, denn Reginbodo (II.) macht bedeutende Schenkungen an die Benediktiner von Kloster Hirsau, das als Reformkloster eine führende Stellung einnahm.

Nun ist uns auch überliefert und so kommen wir wieder auf Sulzbach zurück, daß ein Edelfreier aus der Gefolgschaft Reginbodos mit Namen Luitfried sich ebenfalls kolonisatorisch im Ufgau betätigte und zwar legte er, innerhalb der Mark Ettlingen, auf einem relativ schmalen Streifen vom sumpfigen Bruch ausgehend bis auf die Albhochfläche einen „Weiler im Sumpf", sowie die Siedlungen Rimmelsbach und eben unser Sulzbach an.

Ohne Zweifel stand auch er, wie sein Gaugraf Reginbodo in Opposition zum Kaiser und unterstützte die cluniazensische Bewegung unter Führung der Hirsauer Mönche.

So besaß er Anteile an der Kirche von Ettlingenweier (Ounuswilare), die er an Klosterreichenbach, einer Filiale von Hirsau, vermachte und dadurch dem Zugriff und der Einflußnahme des Kaisers entzogen hat.

Nun kommen wir zur Frage, woher wir das alles wissen.

Die Antwort gibt uns das sogenannte Schenkungsbuch von Reichenbach (heute Klosterreichenbach im Murgtal), in welchem die Erwerbungen und Übereignungen an dieses Kloster, von dessen Entstehung an, gewissenhaft erfaßt und vermerkt worden sind.

Von den ersten Malscher Namen

 

„... Hazo et filius eus Gotefridus, Hazo, Geroldus, Geroldus, Frideboltus, Mezelin, Nanno, hi omnes de Malsc;...“

Vor nahezu 900 Jahren, wohl zwischen den Jahren 1115 und 1120 hat ein unbekannter Mönch des Klosters Reichenbach im hinteren Murgtal in fein säuberlicher Schrift eine, für das Kloster bedeutende Schenkung in einem Buch festgehalten.

Die Rede ist von der Schenkung des Edelfreien Liutfried (von Bruchhausen) der im Mai/Juni 1115 seinen gesamten Besitz, und dabei handelte es sich immerhin um die Dörfer Sulzbach, Bruchhausen, Rimmelsbacher Hof sowie weitere Güter in Ettlingenweier nebst Anteilen an dem dortigen Kirchenzins, an die Mönche gegeben hat .

Dieses Rechtsgeschäft wurde, dem hochmittelalterlichen Weltbild und Verständnis entsprechend, zweifach besiegelt.  Zum ersten wurde die Schenkungsurkunde feierliche auf dem Altar der Münsterkirche in Klosterreichenbach hinterlegt, des weiteren fand drei Wochen darauf, das Datum ist genau überliefert, nämlich am 18. Juni 1115, vor dem Grafengericht in Malsch die weltliche Bestätigung dieser Übereignung statt.

Es ist selbstverständlich, daß solch ein, für den Verwaltungsbereich des Ufgaus  bedeutsames Ereignis vor einer zahlreich anwesenden Zeugenschaft stattgefunden hat und dies hat uns auch der unbekannte Schreiber des Reichenbacher Schenkungsbuches deutlich überliefert.

Neben den am Anfang der Zeugenliste stehenden geistlichen Herren, nämlich dem Abt des Mutterklosters Hirsau sowie dem Prior der Filiale Reichenbach werden eine große Anzahl adeliger Herren, allen voran der Ufgaugraf Reginbodo, Graf von Malsch aufgeführt.

Das Studium dieser (weltlichen) Zeugenliste ist, betrachtet man die Reihenfolge der Personen, mehr als interessant, sie ist direkt spannend und gibt Anlaß zu mancher Schlußfolgerung.

Nach der Nennung des Gaugrafen aus Malsch folgen die Namen edelfreier Herren aus dem Pfinzgau, dem Kraichgau sowie aus der Ortenau, dann die der Ritter Wezel und Gnanno, einem Brüderpaar aus Babinwilare (1).

Danach aber kommen, etwas überraschend, die am Anfang aufgeführten Malscher, acht Personen an der Zahl.

Genannt werden Hazo und sein Sohn Gottfried, ein weiterer Hazo, zwei Männer mit Namen Gerold, ein Friedebolt, ein Mezelin und schließlich Nanno, „welche alle aus Malsch stammen“ wie es im im lateinischenText heißt.  

Die namentliche Nennung der acht Malscher im Reichenbacher Schenkungsbuch.

(Quelle: Reichenbacher Schenkungsbuch, Stiftsarchiv St.Paul, Lavanttal/Österreich)

Auf die „Malscher Reihe“ folgen weitere neun adelige Namen, dabei solch ein illustrer Ritter wie Berthold von Eberstein und dessen Schwesternsohn Wezel von (Hohen)Zollern.

Auch wenn man davon ausgeht, dass die Ebersteiner im Jahre 1115 erst am Anfang ihres gesellschaftlichen Aufstieges standen, der sie beim Übergang vom 12. zum 13. Jhd. zu einem der mächtigsten Adelsgeschlechter im Ufgau und in der Ortenau werden lies, erstaunt es doch, dass unsere acht Malscher Vorfahren noch vor diesen an einer doch recht bevorzugten Stelle der Zeugenliste auftauchen. Zweifellos läßt sich hier der Einfluß des Grafen Reginbodo erkennen.

Betrachten wir kurz die Situation Reginbodos im Jahre 1115. Nachdem er oder sein Vater im Jahre 1086 auf Weisung Heinrichs IV. das Amt des Gaugrafen verloren hatte, siedelte er von Forchheim nach Malsch über (2). Dort gelang es ihm auf „geliehenem Land“, Malsch mit seiner Großmark war theoretisch immer noch Lehen  der alten Reichsabtei Weisenburg im Elsass, die Höhenburg Waldenfels zu errichten. Von diesem Stützpunkt aus widmete er sich dem Landesausbau, was zum Erhalt und zur weiteren Stärkung seiner Position beitrug.

Wie klug  er mit dieser Taktik handelte, zeigt die Tatsache, dass er, auch ohne offizielles Amt  seinen Einfluß halten konnte und er bereits um das Jahr 1110 erneut das Amt des Ufgaugrafen innehat.

Er muss es also verstanden haben sich in Malsch, aber nicht nur dort, eine breite Basis an Unterstützung zu verschaffen, d.h. er hat Männer seines Vertrauens mit verantwortungsvollen Aufgaben betraut und so an sich gebunden. Das was später von den Staufern mit der Schaffung  eines neuen eigenen Standes, den Ministerialen eingeführt wurde, deutet sich zu Beginn des 12.Jhd. hier schon an. Zwischen die Bauern und den Adel schiebt sich eine neue gesellschaftliche Gruppe, die ihren sozialen Aufstieg dem Grundherrn zu verdanken hat.

Zweifelsfrei waren die acht, Zeugendienste leistenden Malscher solche Leute, denn es ist mehr als außergewöhnlich, nicht dem Adel angehörenden Personen überhaupt als Zeugen einzubinden.

Aus welcher gesellschaftlichen Gruppe diese Männer gekommen sind, läßt sich nicht nachweisen. Einiges spricht dafür, daß es sich um „freie“ Bauern gehandelt haben dürfte.

Zum besseren Verständnis wollen wir uns deshalb kurz mit einem Stand der „freien“ Bauern, nämlich den Rodungsbauern, beschäftigen. Wie schon erwähnt war Reginbodo eine der treibenden Kräfte bei der Kolonisierung. Wie diese Kolonisierung im Detail abgelaufen ist wissen wir nicht genau. Man kennt Siedlungsaufrufe zur Anlage von Rodungsflächen, bei der ohne Bedingung an die Herkunft „freie Erblehen“ vergeben wurden. Die Siedler verschafften damit ihrem Herrn neues Land und somit neue Einkünfte und sich selbst Schutz für Haus, Hof und ihre Felder.

Für diese Rodungsbauern aber war es auch der Schritt von der Hörigkeit in die Freiheit und manch tüchtiger Mann aus diesem Kreis mag sich seinem Grundherrn für höhere Aufgaben empfohlen haben und auf der  gesellschaftlichen Leiter höher gestiegen sein. Aus diesem Kreis dürfen wir auch unsere Malscher Zeugen vermuten.

Zur Verwendung von Namen in der damaligen Zeit noch einige wenige Worte:

Vor- und Zunamen kannten die Germanen nicht. Verwendet wurden zuerst zweisilbige Namen wobei es sich bei der zweiten Silbe oft um die Geschlechtsbezeichnung handelte. Später, mit dem Aufkommen der Klöster und der Heiligenverehrung wurden zunehmend biblische Namen gebräuchlich. Damit ging die Zahl der germanischen Namen von mehreren Tausend auf einige Hundert zurück.

Erbliche Familiennamen kommen erst im Laufe des 12.Jhd. auf und da auch zuerst beim Adel, welcher beginnt, sich nach seiner Wohnstätte oder seinem Besitz zu nennen.

Dann beginnen nach und nach auch die freien Bauern sich nach ihrem Lehen oder ihrem Hofnamen zu nennen, bei den städtischen Bürgern werden oft Beruf, das Werkzeug oder Hausnamen verwendet. 

Anmerkungen:

(1) Babinwilare wird mit Ettlingen-Oberweier gleichgesetzt. 

(2) Die Gründe welche die Reginbodosippe bewog sich nach Malsch zurückzuziehen sollen hier nicht weiter ausgebreitet werden. Dies ist Gegenstand einer eigenen Untersuchung.  Nur soviel: Der Wechsel nach Malsch war einfach genial. Denn von hier aus boten sich im Ufgau noch vielversprechende Möglichkeiten zur Kolonisierung der fast unberührten westlichen Albhochfläche. So kann der Bau der  Burg Waldenfels als ein deutliches Signal an die Werinharde von Michelbach gesehen werden und mit seiner Gründung Stupferich zeigte er Flagge gegenüber dem Adelsgeschlecht der Hohenberger auf dem Turmberg bei Durlach. 


Auch wenn sich heute das Gesicht von Alt-Malsch in vielerlei Hinsicht geändert hat, so blieb doch eines fast unverändert. Der sogen. Kirchenbuckel mit unserer katholischen Pfarrkirche St. Cyriak zeigt sich immer noch als dominierender Wächter über dem Ort. Egal von welcher Himmelsrichtung aus man sich unserem Dorf nähert, immer taucht, gleich einem Orientierungszeichen, die Gestalt des Kirchturmes auf.

Dieser Eindruck dürfte schon immer so gewesen sein, auch wenn erst um 1826 während der Kirchenerweiterung der Hügel seine jetzige Größe und Gestalt erhalten hat. Noch heute kann man zwischen der Rosen- und Waldprechtsstraße deutlich die Terrassen sehen, welche damals durch das Abgraben entstanden sind und mit deren Aushub der Hügel nach Südosten erweitert wurde. 

Die markante Erhebung des Kirchenbuckels hat, in Verbindung mit der einmal Malsch durchziehenden Römerstraße, schon immer die Phantasie der Heimatforscher angeregt und so ist es nicht verwunderlich, daß man bemüht war, beides, den Hügel und die Straße miteinander zu verbinden.

Doch hat sich die gelegentlich zitierte Theorie eines römischen Heiligtums oder gar Tempels auf dem Hügel bis dato nicht beweisen können, weder durch Funde noch durch sonstige Hinweise und muß nach dem aktuellen Forschungsstand offen bleiben.

An dieser Stelle haben wir einige Male schon das Buch der Malscher Vergangenheit bis weit zurück in die Zeit des Hochmittelalters aufgeschlagen und uns bemüht den geneigten Lesern zu zeigen, welche Rolle das Dorf unter der Herrschaft des Grafen von Malsch gespielt hat. Und so wird auch heute das Adelsgeschlecht der Reginbodos im Mittelpunkt dieses Beitrages stehen:  Wir wollen den Versuch wagen und erklären, wie es sehr wohl möglich sein kann, daß unsere Kirche St. Cyriak in genau dieser Zeit gegründet wurde und als ehemalige Eigenkirche des Grafen von Malsch zu betrachten ist.

Doch um das zu verstehen ist es notwendig unser kleines hochmittelalterliches Dorf zu verlassen und zuerst einen Blick auf die damalige Situation im Reich zu werfen: Doch allzu weit müssen wir gar nicht gehen.

Um das Jahr 1070 hatte Wilhelm von Hirsau, der später selig gesprochen wurde, in eben diesem Kloster nahe der Stadt Calw im Nagoldtal, die Leitung übernommen und es entschlossen zu einem Mittelpunkt der Kirchenreform und so zum  mächtigsten päpstlichen Stützpunkt in Deutschland. gemacht.  Aus dieser anfangs innerkirchlichen Reformbewegung entwickelte sich dann der sogenannte „Investiturstreit“ bei dem es vordergründig darum ging, wer, Papst oder Kaiser, die hohen kirchlichen Würdenträger einsetzen konnte. Zwischen beiden kam zu einem erbittert ausgetragenen, jahrelangen Machtkampf. Der Streit verwüstete Deutschland durch einen endlosen Bürgerkrieg und wurde erst im Jahre 1122 unter Heinrich V. durch das Wormser Konkordat beendet.

     Wilhelm von Hirsau  
      (Reichenbacher Codex,  
Württ. Landesbibliothek, Suttgart).

Ein nicht unerheblicher Teil des südwestdeutschen Hochadels verband sich damals mit der Hirsauer Reformbewegung und ihrem außergewöhnlichen Abt. Auch Reginbodo, Graf im Ufgau mit Sitz in Forchheim, und seine Gefolgsleute gehörten dazu. Die Parteinahme für den Papst und gleichzeitige Ablehnung von Kaiser Heinrich IV. führte dazu, daß dieser dem Reginbodo im Jahre 1086 während eines Aufenthalts in Worms, das Grafenamt entzog und den Ufgau dem Bistum Speyer unterstellte.

Als Reaktion auf diese Maßnahme dürfte das Reginbodogeschlecht ihren Aufenthalt zunächst nach Malsch verlegt haben. Die Antwort auf die Maßnahme des Kaisers war gut geplant und ihr weiteres Vorgehen entsprach einem durchdachten Konzept. Formal machtlos, aber offensichtlich sehr begütert,  hat diese Sippe von hier aus begonnen durch Rodung eine Herrschaft aufzubauen. Wir haben früher schon einmal dargelegt, daß ein Großteil der Dörfer auf der Linie Freiolsheim – Völkersbach – Spessart bis nach Stupferich und Grünwettersbach ihre Gründung wohl diesem Grafen zu verdanken haben.

Die Hirsauer Reformbewegung beschränkte sich jedoch keineswegs nur auf den klösterlichen Bereich sondern war auch Anlaß für die mit ihr verbundenen Adeligen, ihre Parteinahme für die Sache des Papstes u.a. durch die Gründung von Kirchen zu unterstützen.

Die Gründung einer Kirche hieß auch Vermehrung von Einfluß und Vermögen, galt doch der Grund und Boden auf dem eine Eigenkirche entstand als Eigentum desjenigen, der die Kirche gegründet hat.

Auch wenn Malsch theoretisch nach wie vor Lehen von Kloster Weissenburg ist, so sind die Dinge im Reich durch bürgerkriegsähnliche Zustände in diesen Jahren des Investiturstreites so verworren, daß es dem Reginbodogeschlecht gelingt zusammen mit dem Bau ihrer Burg und Kirche, eine Herrschaft zu errichten.

Durch die Gründung einer Eigenkirche in Malsch gelang es, das Dorf kirchlich aus dem Reichskloster Weissenburg herauszulösen und dem Bistum Speyer, zu welchem Weissenburg gehörte und das treu zum Kaiser stand, zu entfremden. Ohne Zweifel steht die Kapelle St. Peter in frühem und engem Zusammenhang mit St. Peter und Paul von Weissenburg und war die ursprüngliche Malscher Dorfkirche.

Auch das von ihm zur Pferdezucht angelegte Dorf Stupferich stattet er mit einer Kirche aus, welche er um 1110 an Kloster Hirsau gibt. Wie in Malsch ist die dortige Kirche St. Cyriak geweiht. Zu dieser Zeit ist er erneut Graf im Ufgau, nennt sich jetzt aber nach seinem neuen Wohnsitz „Graf von Malsch“. Wenn er also Kirchen in seinen Rodungssiedlungen besaß, wie zwingend muß er dann am Sitz seiner Herrschaft und namensgebenden Ort eine Eigenkirche in seinem Besitz gehabt haben.

Einen weiteren Hinweis auf die Verhaltensmuster des vom Hirsauer Reformeifer erfaßten Adels liefert uns ein anderes Geschlecht im Ufgau das in enger Beziehung zum Grafen von Malsch steht, nämlich die Liutfriede (ursprünglich von Ettlingenweier): Wenn Liutfried (von Bruchhausen) im Jahre 1115 drei Viertel der Kirche von Ettlingenweier an das Kloster Reichenbach im Murgtal schenken konnte, dann deutet das darauf hin, daß diese Kirche einmal als Eigenkirche im Besitz dieser Familie war.

Es geht nicht an, daß Gefolgsleute des Reginbodo Eigenkirchen oder zumindest große Anteile davon besitzen, er aber nicht. Wie schon hingewiesen, dürfte, zusammen mit dem Bau der Burg Waldenfels, der Bau einer Eigenkirche das Erste gewesen sein, das die Reginbodosippe in Angriff nahm, nachdem sie Forchheim verlassen und nach Malsch übergesiedelt war.

Ein weiterer Aspekt erscheint interessant: Das Adelsgeschlecht der Ebersteiner war später im Besitz der Malscher Pfarrkirche und vergab deren Einkünfte als Lehen; ein weiterer Hinweis auf die Gründung durch die Reginbodos, denn andere Beispiele zeigen uns, daß das, was als Eigengut vorher in Händen der Malscher Grafen war, nach deren Verschwinden um 1120 in Händen der Ebersteiner erscheint. Verwandtschaftliche Gründe scheinen naheliegend.

Noch einen wichtigen Anhaltspunkt wollen wir erwähnen der im Patrozinium des Heiligen Cyriakus begründet ist:  Als im Jahre 1091 die große Kirche von Hirsau vollendet war, befand sich dort ein Altar, an dem St. Cyriak verehrt wurde. Was liegt näher, als daß Reginbodo von hier den Patron für sein Geschlecht und seine Eigenkirchen in Malsch und Stupferich übernommen hat.

Die Sache wird noch zwingender wenn man weiß, daß am selben Hirsauer Altar St. Dionysius verehrt wurde und dieser ist bis zum heutigen Tag der Kirchenheilige von Ettlingenweier, derselben Kirche, die man als Eigenkirche des schon erwähnten Liutfried (von Bruchhausen), Reginbodos Gefolgsmann, kennt. Beide, Reginbodo und Liutfried dürften sich also die Anregung zu den Namenspatronen ihrer Eigenkirchen von Hirsau geholt haben.

Im Jahre 1458 wird in Malsch eine neue Kirche gebaut. Tatsächlich eine Neue oder ein Umbau der vorhandenen Kirche des Reginbodo? Dem Autor liegen nur Auszüge der damaligen Korrespondenz vor, doch wo sonst als an ihrem bis heute angestammten Platz hätte die hochmittelalterliche Kirche, also die  Kirche der Reginbodos, gestanden haben sollen?

Die Malscher hätten damals gerne ein Haus mit zwei Gewölben gehabt was ihnen von der Obrigkeit verwehrt worden ist. Auch auf einen recht hohen Kirchturm haben sie Wert gelegt.

Man darf davon ausgehen, daß man 1458 auf der Kirche des Reginbodo gebaut hat, denn lange schon vor diesem Bau besteht in Malsch eine Pfarrkirche wie ja der Wechsel des Patronatsrechts an das Frauenkloster Lichtenthal aus dem Jahre 1340 beweist.

Daß mit dieser 1340 erwähnten Pfarrkirche nicht die heutige Kapelle St. Peter gemeint sein kann, zeigt ein weiteres, bis heute übersehenes Urkundenfragment aus dem Jahr 1402, welches ausdrücklich von einer Kapelle St. Peter und der Pfarrkirche berichtet, wenngleich der Hinweis auf den heiligen Cyriak darin fehlt. Doch dafür, daß zu irgendeiner Zeit ein Patroziniumswechsel erfolgt wäre, gibt es keine Anhaltspunkte.

(Übrigens verrät uns die oben erwähnte Urkunde noch weitere interessante Details aus der Malscher Dorfgeschichte. So können wir die Liste der Pfarrherren zu Malsch, aufgestellt von unserer verdienten Heimatforscherin Lore Ernst (DG S. 395) ergänzen indem wir  einen noch früheren Pfarrherrn für Malsch feststellen. „Pfaff Cunrat Hoppeltancz, Pfarrer zu Malsch“ siegelt im Jahre 1396 und 1402 zwei Urkunden).

  St.Cyriak als Malscher Kirchenheiliger

Daß bei der Wahl des Kirchenheiligen nicht nur dessen Heil- und Segenswirkung sondern auch die politische Überzeugung des adeligen Stifters eine mindestens so wichtige Rolle spielte, haben wir schon erwähnt und die Verbindung zu Hirsau nachgewiesen.

Zwar ist die erste schriftliche Nachricht von St. Cyriak als Malscher Patron erst aus dem Jahre 1683 überliefert, aber es gibt keinen Hinweis, daß die Kirche vorher einen anderen Heiligen gehabt hat.

Der Heilige Cyriakus gehört zu den Vierzehn Nothelfer. Schon in karolingischer Zeit waren seine Gebeine nach Neuhausen nahe Worms überführt worden. Als sein Todesjahr, er starb während der Christenverfolgung unter Kaiser Maxentius, vermutet man das Jahr 304 oder 305.

Vor allem vor schlechtem Wetter und Frost erwartet  man seinen Schutz so daß er als Schutzheiliger der Winzer gilt und gerade in den Weinanbaugebieten, wie der Pfalz weit verbreitet ist. Die katholische Kirche feiert ihn am 8. August.

Fassen wir nochmals zusammen: 

 
·         1057: Das Adelsgeschlecht der Reginbodos erscheint als Grafen im Ufgau mit Sitz in Forchheim

·         1069: Der Selige Wilhelm (von Hirsau) trifft erstmals in Hirsau ein.

·         1075: Wilhelm erhält von Heinrich IV. weitreichende Privilegien für Kloster Hirsau.

·         1077: Heinrich IV. in Canossa (Investiturstreit zwischen Kaiser und Papst)

·         1080: Aufblühen der Hirsauer Reformbewegung

·         1082: Beginn der Bautätigkeit in Hirsau

·         1085: Die Kirche von Kloster Reichenbach, einer Filiale von Hirsau wird geweiht

·         1086: Reginbodo verliert durch Heinrich IV. das Grafenamt und verlegt seinen Sitz von Forchheim nach Malsch.

Ab dieser Zeit gelingt es Reginbodo, ausgehend von Malsch, eine Eigenherrschaft aufzubauen.

Bau von Burg Waldenfels

Entstehung von St. Cyriakus welche als Eigenkirche der Reginbodofamilie Pfarrkirche von Malsch wird und dadurch St. Peter, entstanden wohl im 8.Jh. , als solche ablöst.

Rodungstätigkeit auf der Hochfläche entlang der Linie Freiolsheim-Völkersbach-Spessart bis Stupferich.

·         1091: Fertigstellung des Münsterbaus in Hirsau

·         1090 – 1097: Heinrich IV. in Italien, Deutschland fast sieben Jahre ohne Kaiser

·         Vor 1091: Bau von St. Cyriak in Stupferich als weitere Eigenkirche.

·         (Nach 1091 möglicherweise Bau der Kirche in Grünwettersbach, die Ähnlichkeit des Kirchturms mit Hirsau ist außergewöhnlich, auch war Stupferich jahrhundertelang Filiale von Grünwettersbach)

·         Zwischen 1103 und 1106: Reginbodo erlangt erneut das Amt des Ufgaugrafen

(Entweder noch unter Heinrich IV. im Jahre 1103 anläßlich des allgemeinen Reichsfriedens von Mainz oder ab 1106 unter dessen Sohn, Heinrich V.)

·         Um 1100: Reginbodo nennt sich Graf von Malsch und macht Schenkungen an Hirsau, u.a. die Kirche von Stupferich

·         1115: Liutfried von Bruchhausen, Gefolgsmann von Reginbodo, gibt seinen Besitz an Kloster Reichenbach im Murgtal, einer Filiale von Hirsau.

Als Zeuge treten Reginbodo, zahlreiche Adelige des Ufgaus, der Ortenau, des Pfinz- und des Kraichgaus auf. Ebenso sind nicht weniger als sieben Männer aus Malsch erwähnt.

·         1340: Aus der Hand des Ritters Wiegand von Berghausen geht das Patronatsrecht auf das Cisterzienserinnenkloster Lichtenthal über. Dieser wiederum hatte es als Lehen von den Ebersteinern gehabt.

·         1402: Eine Urkunde berichtet uns von einer Kapelle St. Peter und einer Pfarrkirche in Malsch.

·         1458: Bau der spätgotischen Kirche in Malsch.

·         1826: Erweiterung der Kirche. Nach einem Vermerk des Landesdenkmalamtes wurden dafür die Steine der noch als Ruine bestehenden Burg Waldenfels fast vollständig abgetragen und beim Bau des Gotteshauses verwendet.

Wir haben erneut gesehen, welche Dominanz das Adelsgeschlecht der Reginbodos  in jenen Jahren für unser Dorf gehabt hat. Besonders das Wirken Reginbodos (II.), des einzigen Grafen von Malsch, seine Energie bei der Erschließung und Kolonisierung von neuem Siedlungsland und sein Glauben an die Hirsauer Reformbewegung, haben bis heute ihre Spuren hinterlassen.  Im Mannesstamm vermutlich der letzte seines Geschlechts war sein Tun trotzdem zukunftsorientiert und wirkt hinein bis in unsere Tage.

Dem Versuch, das Wirken dieses Grafen für Malsch nachzuzeichnen, gilt auch dieser Aufsatz.

So hoffen wir, den interessierten Lesern über einen Abschnitt unserer Ortsgeschichte, die gerade im 11./12.Jhd. auch Kirchengeschichte ist, einiges Wissenswertes vermittelt zu haben

Mag auch das Eine oder Andere zu kurz gekommen sein oder strengen, wissenschaftlichen Maßstäben nicht ganz genügen, so soll man nachsichtig sein und nicht vergessen, wie spärlich schriftliche Quellen aus dieser Zeit vorhanden und wie schwierig diese zu lesen, zu übersetzen und schlußendlich zu interpretieren sind.

Für sachbezogene Kritik, Anregungen, ja sogar für Lob bin ich offen und ausgesprochen dankbar und freue mich darauf. Für die zahlreichen Gespräche und Diskussionen zum Thema Reginbodo und den daraus entstandenen Anregungen darf ich unserem jungen Heimatfreund Thomas Meyer und unserem jung gebliebenen Mitstreiter Eugen Heinzler aufrichtig danken.

Kontakte zum Thema sind immer erwünscht!

*Für diesen Beitrag wurden Teile einer von mir bislang unveröffentlichten Dokumentation mit dem Titel „Burg Waldenfels in den Spielfinken – Die Geschichte einer Burg aus salischer Zeit“ verwendet.

Quelle: Gerhard Bullinger

Kirche in Grünwettersbach mit dem Kirchturm  nach Hirsauer Vorbild.

St. Cyriak in Stupferich, die archivalisch nachgewiesene Eigenkirche des Grafen von Malsch. 

Weiterführende Literatur:

- Drosdowski, Günther: Duden-Lexikon der Vornamen, Mannheim 1974

- Fleckenstein, Josef, Fuhrmann Horst, Leuschner Joachim: Deutsche Geschichte, Band 1, Mittelalter, Göttingen 1985

- Molitor, Stephan: Das Reichenbacher Schenkungsbuch, Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe A, 40. Band, Stuttgart 1997 

Quelle: Gerhard Bullinger sowie separates Quellenverzeichnis 

 

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