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Thietmar von Merseburg
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Thietmar (* 25. Juli 975; † 1. Dezember 1018 vermutlich in Merseburg; auch Dietmar oder Dithmar), war Bischof von Merseburg und ein Geschichtsschreiber in der Zeit der Ottonen. Seine Chronik gilt als eine der wichtigsten Quellen für die Geschichte des ostfränkisch-deutschen Reiches um die Jahrtausendwende.

Thietmar entstammte dem angesehenen Hause der Grafen von Walbeck, dessen Stammsitz in der Nähe von Helmstedt lag. Sein Urgroßvater Liuthar ist 929 bei Lenzen im Kampf gegen die Liutizen gefallen. Sein gleichnamiger Sohn vermählte sich mit Mathilde aus dem Hause der Thüringer. Liuthar war Anhänger von Heinrichs I. jüngeren Sohn Heinrich und beteiligte sich 941 an einer Verschwörung gegen Otto I. 954 ist er gestorben. Sein ältester Sohn Liuthar erhielt in einen Ausgleich mit Otto III. die sächsische Nordmark. Sein ältester Bruder war Graf Siegfried von Walbeck und Thietmars Vater. Graf Siegfried vermählte sich etwa 972/73 mit Kunigunde aus dem Hause der Grafen von Stade.[1] Thietmar wurde nach eigener Angabe am 25. Juli 975 geboren. Von Bischof Hildeward von Halberstadt wurde Thietmar getauft und gefirmt.[2] Thietmar erhielt seine erste Erziehung im Stift St. Servatius in Quedlinburg bei seines Vaters Tante Emnilde.[3] 987 wurde er von Graf Siegfried im Kloster Berge gebracht. Am 1. November 990 wurde er in das Magdeburger Stift aufgenommen. An der Domschule erhielt er zeitweise gemeinsam mit seinem Verwandten Brun von Querfurt seine Ausbildung. In dieser Zeit konnte er sich eine gute Bildung aneignen, von der seine Belesenheit in kirchlichen und weltlichen Schriften zeugt. Doch verarbeitete Thietmar - anders als noch die ältere Forschung annahm - weniger Schriften der Kirchenväter oder frühmittellaterlicher Autoren. Augustinus ist allenfalls in Thietmars Chronik mit zwei Sentenzen vertreten. Häufiger verwendete Thietmar klassische Autoren wie Vergil, Horaz, Lucan und den Vergil-Kommentator Macrobius. Nach Helmut Lippelt entwickelte Thietmar in seiner Magdeburger Zeit neben seiner Solidarität mit seiner Familie und seinen Adelsbewusstsein eine Solidarität mit den geistlichen Amtsbrüdern und dem ottonischen Reichsepiskopat.[4]

Thietmars Kontakt zum Kaiserhof dürfte unter Otto III. nur sporadisch gewesen sein. 986 dürfte er als Elfjähriger den Hoftag in Quedlinburg des erst sechsjährigen Otto miterlebt haben. Möglicherweise ist Otto Thietmar auch auf seiner Hin- und Rückreise nach Gnesen begegnet.[5] Erbstreitigkeiten nach dem Tod von Thietmars Vater und Großmutter wurden mit Hilfe des Kaisers zu Gunsten von Thietmars Mutter entschieden.[6] Beim Tod seiner Mutter (997) erbte Thietmar beträchtlichen Besitz. Thietmar nennt Höfe in Heeslingen bei Stade, in Rottmersleben bei Magdeburg, in Eisdorf bei Leipzig.[7] und die Hälfte des Familienstiftes Walbeck.[8] 1002 wurde Thietmar Propst des von seinem Großvater gestifteten Kloster Walbeck.

Am 21 Dezember 1004 empfing er von Erzbischof Tagino die Priesterweihe. Nach dem Tod des Merseburger Bischofs Wigbert erhielt Thietmar 1009 schließlich auf Fürsprache Taginos das Bistum Merseburg, das Heinrich II. 1004 wieder hergestellt hatte. Nach seiner Erhebung zum Bischof bemühte Thitemar sich darum, das 981 aufgelöste Merseburger Bistum in vollem Umfang wiederherzustellen.[9] Dabei schreckte Thietmar selbst vor Urkundenfälschung nicht zurück. Trotz zahlreicher ungetaufter Slawen in einer Diözese hat Thietmar sich wohl kaum in der Mission hervorgetan.

Für Thiemtar erschien der servitium regis gegenüber dem König selbstverständlich. Doch zählte er nicht zu den politisch ausschlaggebenden Bischöfen. Sein Tätigkeitsbereich blieb, abgesehen von wenigen Reisen nach Süddeutschland und in die Rheingebiete, auf den Umkreis von Magdeburg und Merseburg beschränkt. An den Italienzügen von Otto III. und Heinrich II. nahm er nicht teil. Thietmar starb am 1. Dezember 1018 und wurde im Merseburger Dom beigesetzt.

Die Chronik des Thietmar

Thietmar schrieb zwischen 1012 und 1018 eine Chronik in acht Büchern, die die Geschichte von 908 bis 1018 umfasst. Mit seiner Chronik beabsichtigte er „die Geschichte der Stadt Merseburg“[10] (Merseburgensis series civitatis) und die „Lebenswege und Taten der frommen Könige Sachsens“[11] (Saxonie regum vitam moresque piorum) zu schildern. Beides ist für Thietmar eng miteinander verknüpft.

Heinrich I. hatte die Grundlagen für die Stadt Merseburg geschaffen und sie mit einer Mauer umgeben. Otto I. hatte das Bistum gegründet, sein Sohn Otto II. hatte es wieder aufgehoben. Otto III. unternahm die ersten Versuche es wieder einzurichten, die dann unter Heinrich II. Erfolg hatten.[12] Die ersten vier Bücher widmen sich dabei je einem König (Heinrich I., Otto I., II. und III.), die letzten vier bieten die Geschichte unter Heinrich II. bis zu Thietmars Todesjahr 1018.

Als Quellen verwertete Thietmar vor allem Widukind von Corvey. Urkunden standen ihm für Merseburg, Magdeburg und Walbeck zur Verfügung. Von den Quedlinburger Annalen lag Thietmar eine bis 998 reichende Abschrift vorlag. Ebenfalls wurde für die Chronik das Merseburger Totenbuch, aber auch eigene Erlebnisse herangezogen.

An die Geschichte Merseburgs, Sachsens, Polens, der sorbischen Gebiete zwischen Elbe und Oder und der Kriege mit slawischen Stämmen östlich der Elbe sowie zwischen Heinrich II. und Bolesław Chrobry schließen wertvolle Mitteilungen zur Reichsgeschichte an. Thietmar ist über die Vorkommnisse seiner Zeit gut unterrichtet, oftmals sehr detailliert und anschaulich in der Darstellung; die drei letzten Bücher der Chronik (1014–18) sind fast wie ein Tagebuch. Für die Zeit Ottos III. und insbesondere Heinrichs II. gewinnt die Chronik geradezu den „Charakter einer Leitüberlieferung“.[13]

Seine Chronik dient bis heute als Hauptquelle für Untersuchungen zur Verfassung, Gesellschaft und Mentalität der späten Ottonenzeit. Seine Chronik wird besonders für Bischofswahlen, zum Eherecht, zu Herrschaftsritualen, zu Konflikten zwischen Adel und König, zum Frauenbild, zu Kulturkontakten zwischen Deutschen und Slawen um 1000 oder zum Dortmunder Gebetsbund herangezogen.

Quellen: Wikipedia, etc. Siehe unten

Literatur:

Knut Görich: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus: kaiserliche Rompolitik und sächsische Historiographie. Sigmaringen 1995, ISBN 3-7995-0467-2, S.62-86. Helmut Lippelt: Thietmar von Merseburg - Reichsbischof und Chronist. Köln 1973, ISBN 3-412-83673-7. Annerose Schneider: Studien zu Thietmar von Merseburg. Dissertation Halle 1954. Annerose Schneider: Thietmar von Merseburg über kirchliche, politische und ständische Fragen seiner Zeit. In: Archiv für Kulturgeschichte 44 (1962) S. 34–71. Kerstin Schulmeyer-Ahl: Der Anfang vom Ende der Ottonen. Konstitutionsbedingungen historiographischer Nachrichten in der Chronik Thietmars von Merseburg. Berlin 2009, ISBN 978-3-11-019100-4. Wattenbach/Holtzmann, herausgegeben von Franz-Josef Schmale, Darmstadt 1978, I, S. 52–58. Lorenz Weinrich: Der Slawenaufstand von 983 in der Darstellung des Bischof Thietmar von Merseburg, in: Dieter Berg/ Hans-Werner Goetz (Hgg.), Historiographia Mediaevalis. Studien zur Geschichtsschreibung und Quellenkunde des Mittelalters. Festschrift für Franz-Josef Schmale zum 65. Geburtstag, Darmstadt 1988, S. 77–87, ISBN 3-534-10255-X. Wilhelm Wattenbach: Thietmar. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 26–28. J. Jürgen Seidel: THIETMAR (Dietmar, Dithmar) von Merseburg. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 11, Herzberg 1996, ISBN 3-88309-064-6, Sp. 1212–1213. Weblinks

Commons:

Thietmar von Merseburg – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienLiteratur von und über Thietmar von Merseburg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Digitale Edition der Chronik des Thietmar von Merseburg, bearb. von Arno Mentzel-Reuters und Gerhard Schmitz. München: MGH 2002 Volltext, Faksimile der Dresdener Handschrift (hrsg. von Ludwig Schmidt) und der Edition von Robert Holtzmann Einzelnachweise [Bearbeiten] Thietmar III, 6. Thietmar IV, 18. Thietmar IV, 16. Helmut Lippelt, Thietmar von Merseburg, Reichsbischof und Chronist, Köln 1973, S. 64–71 und S. 121–137. Knut Görich: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus: kaiserliche Rompolitik und sächsische Historiographie. Sigmaringen 1995, S. 62. Thietmar IV, 17 Thietmar I, 13; VI, 39, 42, 47 und VIII, 15. Thietmar VI, 44 Helmut Lippelt, Thietmar von Merseburg, Reichsbischof und Chronist, Köln 1973, S. 109–115. Thietmar I, 1, S. 5. Thietmar I, prol., S. 3. Helmut Lippelt, Thietmar von Merseburg, Reichsbischof und Chronist, Köln 1973, S. 139. Gerd Althoff: Thietmar von Merseburg In: Lexikon des Mittelalters Bd. 8 (1997), Sp. 694ff., hier: Sp. 695. Helmut Lippelt, Thietmar von Merseburg, Reichsbischof und Chronist, Köln 1973, S. 148. Helmut Lippelt, Thietmar von Merseburg, Reichsbischof und Chronist, Köln 1973, S. 149. Helmut Lippelt, Thietmar von Merseburg, Reichsbischof und Chronist, Köln 1973, S. 200. Ernst Schubert: Die Chronik Thietmars von Merseburg, in: Michael Brandt/ Arne Eggebrecht (Hrsg.): Bernward von Hildesheim und das Zeitalter der Ottonen. Katalog der Ausstellung Hildesheim 1993, Hildesheim-Mainz am Rhein, Bd. 2, S. 239–243, hier: S. 239. Gerd Althoff, Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen, München 1984, S. 228–236. Gerd Althoff, Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen, München 1984, S. 229. Wilhelm Wattenbach/ Robert Holtzmann (Hrsg.), Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter. Die Zeit der Sachsen und Salier, Erster Teil: Das Zeitalter des Ottonischen Staates (900-1050), 4. Aufl. Darmstadt 1967, S. 56.

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