Probst des Benediktinerklosters Mönchsroth bei Dinkelsbühl † in Dinkelsbühl 1558 Mönch und Prior im Kloster Mönchsroth Streit um seine Ernennung zum Probst mit dem Mutterkloster Hirsau. Die Benediktiner bilden einen Orden innerhalb der römisch-katholischen Kirche, den „Ordo Sancti Benedicti“ (OSB). Melchior Rettinger das Patronatsrecht über die Dinkelsbühler St. Georgs-Kirche auszuüben. Auch die schweren Zeiten und Plünderungen in der Zeit des Bauernkrieges im Jahr 1525 konnte das Kloster überstehen. Durch Brandschatzung wurde allerdings der südliche Turmaufbau zerstört. Mit den Geldern der Schadensersatzforderungen finanzierte Propst Röttinger zwei neue Glocken. Verkauf des Patronatsrechts über die Dinkelsbühler Pfarrkirche St. Georg an die Stadt Dinkelbühl ( darauf hin dort Einführung der Reformation ) Päpstliches Privileg, Mitra, Stab und andere Pontifikalien ( wie ein Abt ) tragen zu dürfen. Papst Clemens VII. Entgültige Abdankung des Probst Röttinger unter Druck der evangelischen Grafen Oettinger-Oettingen; er zog nach Dinkelsbühl. † in Dünkelbühl und begraben in der Klosterkirche Mönchsroth, in welcher sein Grabmahl heute noch erhalten ist. Es zeigt ihn mit Mitra, Stab und anderen Pontifikalien, deren Recht zu tragen er 1533 von Papst Clemens VII. erhalten hatte. Das Grabmal stammt von dem zur damaligen Zeit in Nördlingen tätigen Bildhauer Hans Fuchs. Grauer Sandstein. H. ca. Die ehemalige Kirche der Hirsauer Propstei in Mönchsroth dient heute als evang.-luth. Friedhofskirche. An der Südwand des Langhauses unter dem 3. Joch steht rechts vom Fenster mit Blick zum (Hoch- )Altar das Grabmal des letzten katholischen Propstes Melchior Röttinger. Zwei perspektivisch geöffnete Pilaster sind durch eine hinter die Kapitelldeckplatten in einen Stichbogen gesetzte, flache Muschelnische verbunden. Die Pilasterkassetten tragen auf den Innenseiten die hier bei Hans Fuchs üblichen kurzen, flachen Reliefrankenstücke. Die Kassetten der Vorderseiten werden von den Abschnitten der Grabumschrift gefüllt, die links auf dem Stichbogen beginnt und sich im Uhrzeigersinn um das gesamte Grabmal bis zur linken Kapitelldeckplatte erstreckt. Den damaszierten Kapitellen sind dreizipflige Akanthusblätter vorgeblendet. Die Deckplatten ttagen seitlich die kugelförmigen von den Hallgebäudewappen und Totenschild bekannten Schmuckelemente mit mittig eingetiefter Nabe. Pilaster und Stichbogen sind nach außen durch eine Profilleiste aus dreiteiligen, sehr niedrigen Akanthusblattstücken abgeschlossen, fast einem Eierstab ähnlich. Die links zu einem großen Teil zerstörte Umschrift in sehr exakten Frakturminuskeln ist das bisher einzige Beispiel im Werk für die Verwendung von Fraktur für einen lateinischen Text: an(n)o a nativitate domini MDXXXXXVII/ obijt reuerendus in chr(ist)o p(ate)r et d(omi)n(us) melchior reti(n)ger natus / [ne}rlingen(se) prepositus h(uius) monasterij roth / {qui huic loco XXX annis praefitit ac profuit} cuius anima requiescat / in + pace amen ISI. Den Pilasterrahmen mehrfach überschneidend steht auf vorgeschobener Fuß platte die kräftige, aber nicht massige Figur des Propstes im vollen Ornat eines Benediktiner-Abtes. Die Stoffmassen der Gewänder sind durch zahlreiche Falten gebändigt und geordnet. Die elegante Raffung der Kukulle (zum Chorgebet) mit der linken Hand macht Kutte und linken Pontifikalschuh sichtbar. In der linken Armbeuge liegt eine Folioausgabe der Ordensregel. Eine weitere optische Auflockerung der Figur bewirkt das schräg vor die rechte Körperhälfte gestellte Pedum, das die Rechte durch das Sudarium umfasst. Die Krümme ist eine eigene Schöpfung des Bildhauers, wie die zur engen Volute eingedrehte Akanthusranke mit ihren gekehlten Blattlappen beweist (vgl. die Helmdecken des Familienwappens unten links und außerdem z.B. Abb. 7). Die Verbindungsmuffe zwischen Krümme und Stab zeigt die charakteristischen Gliederungsschlitze. Die Mitra gibt mit der sorgfältigen Ausführung von Stickerei, Edelsteinbesatz und Agraffe sehr wahrscheinlich das von Melchior Röttinger getragene Original wieder. Eines der Bänder (vittae) mit seinem Fransenabschluss ist betont dekorativ in doppelter Windung nach vorne links über die Cappa Magna gelegt. Ebenfalls genau gearbeitet sind die Pontifikalhandschuhe mit den auf mehrere Finger gesteckten Ringen, wie auch unten links das Wappen in Doppeltartschenform mit Kleinod und Decken der in Nördlingen ansässigen ratsfähigen Familie des Propstes.IS2 Schwerpunkt der Darstellung ist aber unbestreitbar der Kopf des Propstes. Ohne Denunziation und ohne Beschönigung sind die Gesichtszüge wiedergegeben: die wohlgenährte Fülle von Wangen und Kinn, die im Genuss geübten Lippen, die unverhältnismäßig schmalen Ohren, die von den Nasenflügeln ausgehenden tiefen Falten und die müden Lider. Hier ist ein Mitglied der herrschenden Klasse porträtiert, das mehr als genug zu essen und trinken, aber auch harte Auseinandersetzungen hatte mit oppositionellen Klosterbrüdern, aufständischen Bauern, gierigen Klostervögten, der Aufsicht des Mutterklosters und Geldnot. Die energischen Züge weisen auf die Kämpfernatur des Prälaten hin, aber die scharfen Falten zeugen von der Anstrengung, sich in der Feudalgesellschaft zu behaupten. Die müden Lider drücken die Erschöpfung in diesen politischen Kämpfen aus. Unter den Grabmälern von Hans Fuchs ragt das Mönchsrother Werk durch seine ausgefeilte Verbindung von Rahmenarchitektur und Hervorhebung der individuellen Gestalt hervor. Trotz ihrer detailreichen Ausführung ist die Rahmenkomposition insgesamt zurückgenommen, wozu besonders die nicht alltägliche Lösung für die Anbringung der Umschrift beiträgt. Im Vordergrund steht im wahrsten Sinn des Wortes die Gestalt des Probstes in Ihrer individuellen Existenz, aber eben als Herrschaftsmensch und nicht als demütiger Christ. Der Datierung vorne im Sockel von 1543 nach entstand das Grabmahl noch zu Lebzeiten des Auftraggebers. Durch sein äußerst lebendiges Portrait ist es das schönste Werk des Bildhauers Hans Fuchs aus Nördlingen. Dieser Einschätzung tun auch kleine Mängel wie anatomisch verkürzte Arm und der unregelmäßig eingefügte Schluss der Umschrift keinen Abbruch. Quellen.: Evang.-Luth. Pfarramt Mönchsroth Archivalien zur Werkgeschichte des Grabmals sind im Pfarrarchiv Mönchsroth und in FÖSA/FÖWA Harburg nicht vorhanden. Etwaige Bestände im Staatsarchiv Nürnberg müssen noch herangezogen werden.ISO Aus: Arndt Müller, Der Bildhauer Hans Fuchs in Nördlingen 1517-1562. In: Rieser Kulturtage. Dokumentation XIV/2002. Nördlingen 2003; S. 367-436 ( über das Grabmal auf S. 396-398). | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||