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Probst des Benediktinerklosters Mönchsroth bei Dinkelsbühl


Sohn des Paul Röttinger I

† in Dinkelsbühl 1558


Mönch und Prior im Kloster Mönchsroth


Streit um seine Ernennung zum Probst mit dem Mutterkloster Hirsau.

Mit Hilfe der Oettinger Grafen erhielt das Kloster im Laufe der Zeit zunehmend Selbständigkeit und Einfluss in den umliegenden Gebieten. So gelang es dem ab 1517 amtierenden Propst Melchior Röttinger sogar, neben Walxheim und Segringen erhielt ab


Die Benediktiner bilden einen Orden innerhalb der römisch-katholischen Kirche, den „Ordo Sancti Benedicti“ (OSB).

Propst (lat. praepositus = Vorgesetzter) ist ein Titel innerhalb der Organisation der christlichen Kirche.

Mit dem Titel Propst wird unter anderem der (häufig gewählte) Vorstand eines Domkapitels oder Stiftkapitels in der katholischen Kirche bezeichnet. In diesem Fall handelt es sich dann um den Dompropst, der zusammen mit dem Domdechanten zu den Würdenträgern des Domkapitels gehört.

Der Titel Propst findet aber auch im Bereich des christlich klösterlichen Zusammenlebens Verwendung. Hier bezeichnet der Titel Propst bei einigen Orden häufig den Vorsteher eines Klosters. Der Propst befindet sich in diesem Fall im Rang eines Prälaten und kommt in der Hierarchie gleich nach der Stufe des Bischofs. Der Propst eines Klosters wird von einem Bischof geweiht. Hierbei handelt es sich um die Abtsweihe, denn in dieser Funktion steht ein regulierter Propst.


Melchior Rettinger das Patronatsrecht über die Dinkelsbühler St. Georgs-Kirche auszuüben.


Auch die schweren Zeiten und Plünderungen in der Zeit des Bauernkrieges im Jahr 1525 konnte das Kloster überstehen. Durch Brandschatzung wurde allerdings der südliche Turmaufbau zerstört. Mit den Geldern der Schadensersatzforderungen finanzierte Propst Röttinger zwei neue Glocken.


Verkauf des Patronatsrechts über die Dinkelsbühler Pfarrkirche St. Georg an die Stadt Dinkelbühl ( darauf hin dort Einführung der Reformation )


Päpstliches Privileg, Mitra, Stab und andere Pontifikalien ( wie ein Abt ) tragen zu dürfen. Papst Clemens VII.


Entgültige Abdankung des Probst Röttinger unter Druck der evangelischen Grafen Oettinger-Oettingen; er zog nach Dinkelsbühl.


† in Dünkelbühl und begraben in der Klosterkirche Mönchsroth, in welcher sein Grabmahl heute noch erhalten ist.

Neben der spätgotischen Kreuzigungsgruppe gehört das Epitaph von Melchior Röttinger an der Südseite des Langhauses wohl zu den eindrücklichsten Kunstdenkmälern der Kirche.


Es zeigt ihn mit Mitra, Stab und anderen Pontifikalien, deren Recht zu tragen er 1533 von Papst Clemens VII. erhalten hatte.


Das Grabmal stammt von dem zur damaligen Zeit in Nördlingen tätigen Bildhauer Hans Fuchs.


Grauer Sandstein. H. ca.
2,05 m, Br. 0,99 m. Mönchsroth (Lkr. Ansbach). Evang. Friedhofskirche,
ehemals Benediktiner-Propsteikirche St. Peter und Paul. Datiert 1543.

Die ehemalige Kirche der Hirsauer Propstei in Mönchsroth dient heute als evang.-luth. Friedhofskirche. An der Südwand des Langhauses unter dem 3. Joch steht rechts vom Fenster mit Blick zum (Hoch- )Altar das Grabmal des letzten katholischen Propstes Melchior Röttinger. Zwei perspektivisch geöffnete Pilaster sind durch eine hinter die Kapitelldeckplatten in einen Stichbogen gesetzte, flache Muschelnische verbunden. Die Pilasterkasset­ten tragen auf den Innenseiten die hier bei Hans Fuchs üblichen kurzen, flachen Reliefrankenstücke. Die Kassetten der Vorderseiten werden von den Abschnitten der Grabumschrift gefüllt, die links auf dem Stichbogen beginnt und sich im Uhrzeigersinn um das gesamte Grabmal bis zur lin­ken Kapitelldeckplatte erstreckt.

Den damaszierten Kapitellen sind drei­zipflige Akanthusblätter vorgeblendet. Die Deckplatten ttagen seitlich die kugelförmigen von den Hallgebäudewappen und Totenschild bekannten Schmuckelemente mit mittig eingetiefter Nabe. Pilaster und Stichbogen sind nach außen durch eine Profilleiste aus dreiteiligen, sehr niedrigen Akanthusblattstücken abgeschlossen, fast einem Eierstab ähnlich.

Die links zu einem großen Teil zerstörte Umschrift in sehr exakten Frakturminuskeln ist das bisher einzige Beispiel im Werk für die Verwendung von Fraktur für einen lateinischen Text: an(n)o a nativitate domini MDXXXXXVII/ obijt reuerendus in chr(ist)o p(ate)r et d(omi)n(us) melchior reti(n)ger natus / [ne}rlingen(se) prepositus h(uius) monasterij roth / {qui huic loco XXX annis praefitit ac profuit} cuius anima requiescat / in + pace amen ISI.

Den Pilasterrahmen mehrfach überschneidend steht auf vorgeschobener Fuß platte die kräftige, aber nicht massige Figur des Propstes im vollen Ornat eines Benediktiner-Abtes. Die Stoffmassen der Gewänder sind durch zahl­reiche Falten gebändigt und geordnet. Die elegante Raffung der Kukulle (zum Chorgebet) mit der linken Hand macht Kutte und linken Pontifikal­schuh sichtbar. In der linken Armbeuge liegt eine Folioausgabe der Ordens­regel. Eine weitere optische Auflockerung der Figur bewirkt das schräg vor die rechte Körperhälfte gestellte Pedum, das die Rechte durch das Sudari­um umfasst. Die Krümme ist eine eigene Schöpfung des Bildhauers, wie die zur engen Volute eingedrehte Akanthusranke mit ihren gekehlten Blattlap­pen beweist (vgl. die Helmdecken des Familienwappens unten links und außerdem z.B. Abb. 7).

Die Verbindungsmuffe zwischen Krümme und Stab zeigt die charakteristischen Gliederungsschlitze. Die Mitra gibt mit der sorg­fältigen Ausführung von Stickerei, Edelsteinbesatz und Agraffe sehr wahr­scheinlich das von Melchior Röttinger getragene Original wieder. Eines der Bänder (vittae) mit seinem Fransenabschluss ist betont dekorativ in dop­pelter Windung nach vorne links über die Cappa Magna gelegt. Ebenfalls genau gearbeitet sind die Pontifikalhandschuhe mit den auf mehrere Finger gesteckten Ringen, wie auch unten links das Wappen in Doppeltartschen­form mit Kleinod und Decken der in Nördlingen ansässigen ratsfähigen Familie des Propstes.IS2 Schwerpunkt der Darstellung ist aber unbestreitbar der Kopf des Propstes.

Ohne Denunziation und ohne Beschönigung sind die Gesichtszüge wiedergegeben: die wohlgenährte Fülle von Wangen und Kinn, die im Genuss geübten Lippen, die unverhältnismäßig schmalen Ohren, die von den Nasenflügeln ausgehenden tiefen Falten und die müden Lider. Hier ist ein Mitglied der herrschenden Klasse porträtiert, das mehr als genug zu essen und trinken, aber auch harte Auseinandersetzungen hatte mit oppositionellen Klosterbrüdern, aufständischen Bauern, gierigen Klos­tervögten, der Aufsicht des Mutterklosters und Geldnot. Die energischen Züge weisen auf die Kämpfernatur des Prälaten hin, aber die scharfen Fal­ten zeugen von der Anstrengung, sich in der Feudalgesellschaft zu behaup­ten. Die müden Lider drücken die Erschöpfung in diesen politischen Kämp­fen aus.

Unter den Grabmälern von Hans Fuchs ragt das Mönchsrother Werk durch seine ausgefeilte Verbindung von Rahmenarchitektur und Her­vorhebung der individuellen Gestalt hervor. Trotz ihrer detailreichen Aus­führung ist die Rahmenkomposition insgesamt zurückgenommen, wozu besonders die nicht alltägliche Lösung für die Anbringung der Umschrift beiträgt. Im Vordergrund steht im wahrsten Sinn des Wortes die Gestalt des Probstes in Ihrer individuellen Existenz, aber eben als Herrschaftsmensch und nicht als demütiger Christ.

Der Datierung vorne im Sockel von 1543 nach entstand das Grabmahl noch zu Lebzeiten des Auftraggebers. Durch sein äußerst lebendiges Portrait ist es das schönste Werk des Bildhauers Hans Fuchs aus Nördlingen. Dieser Einschätzung tun auch kleine Mängel wie anatomisch verkürzte Arm und der unregelmäßig eingefügte Schluss der Umschrift keinen Abbruch.

Papst Klemens VII. Giulio de' Medici 15231534  
Papst Paul III. Alessandro Farnese  15341549  


Quellen.:

Evang.-Luth. Pfarramt Mönchsroth

Archivalien zur Werkgeschichte des Grabmals sind im Pfarrarchiv Mönchsroth und in FÖSA/FÖWA Harburg nicht vorhanden. Etwaige Bestände im Staatsarchiv Nürnberg müssen noch herangezogen werden.ISO

Ut.: Steichele-Schröder IV, S. 485; Bayerische Kunstdenkmale (Kurzinventare) Bd. XV Stadt und Lkr. Dinkelsbühl. München 1962, S. 171 (Nr. 1 mit Datierungshin­weis); Kirchenführer Ehern. Benediktiner Propstei S1. Peter und Paul Mönchsroth (pfr. A. u. G. Reese), Mönchsroth 1994; Biographien, S. 336 f.

Aus: Arndt Müller, Der Bildhauer Hans Fuchs in Nördlingen 1517-1562.

In: Rieser Kulturtage. Dokumentation XIV/2002. Nördlingen 2003; S. 367-436 ( über das Grabmal auf S. 396-398).



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